Neue Radstrecke “Talroute”

Logo der neuen Tal-Route – anklicken führt zur entsprechenden Seite der Stadt Essen

Durch die fatalen Folgen des Unwetters “Ela” ging die Eröffnung der neuen Talroute fast unter. Auch waren Teile der Strecke danach zeitweilig wegen Baum- und Astbrüchen nicht befahrbar. Jetzt ist die Strecke aber wieder frei und wir wollen daher nicht versäumen, darauf aufmerksam zu machen.

“Klein, aber fein” könnte man sie nennen. 8,7 km lang, aber angenehm zu fahren und nur mit einem kurzen, kritischen Abschnitt an der Aktienstraße führt die Strecke von Essen-Schönebeck im Wesentlichen durch den Grünzug B. Den gibt es vor allem deshalb, weil sich Umweltschützer und Anwohner in den 70er Jahren vehement und erfolgreich gegen den Bau der Autobahn A31 von Bonn nach Leer/Ostfriesland, verbunden mit einem gigantischen Autobahnkreuz im Städtedreieck Essen/Mülheim/Oberhausen an der A40 gewehrt hatten. An sich müssten sich Zehntausende (siehe unten) heute genauso gegen den Bau der A52 wehren, die eine ähnliche Verwüstung verursachen würde, wie sie seinerzeit zum Segen aller Schönebecker verhindert wurde…

Tal-Route 0019 AusschnittZu Beginn der Tal-Route ist erst mal eine leichte Steigung auf der “Diekmann-Allee” und dem Brausewindhang zu überwinden, bevor man dann entspannt durch “das Dorf Schönebeck” (mit knapp 10.000 Einwohnern! s.o.)  radelt. Bei der Querung der stark befahrenen Aktienstraße kann man dann einen Blick rechts und links auf die unsinnige Führung der Radwege werfen.

Foto: Jörg Brinkmann

Mal darf/muss man in beide Richtungen auf einer Seite fahren, dann darf man es wieder nicht, mal sinnvoll als Angebotsstreifen abmarkiert, dann wieder hoch gefährlich als Gehweg- und Kombiradweg – Chaos pur! Da muss unbedingt eine praktikable und für Radler und Fußgänger verträgliche Lösung – sprich: Änderung her!

Zum Glück hat man auf der weiteren Fahrt damit nichts zu tun und erreicht über die Lautstraße links via Lohstraße den ausgebauten Feldweg “Im Fatloh”, über den man sanft ins malerische Hexbachtal rollt.

Auch hier wieder ein bisschen “Umweltgechichte” für alle Spätgeborenen und Neubürger: In diesen Genuss kommt man nämlich vor allem, weil seinerzeit eine Bürgerinitiative, massiv unterstützt durch RUTE-Mitglieder, gegen die Zerstörung des Tales durch den Bau eines offenen Regenrückhaltebeckens (siehe Archiv 19.10.2000) gekämpft hatte.

Sturmfolgen im Hexbachtal - Foto D. Schruck

Sturmfolgen im Hexbachtal – Foto D. Schruck

Das Becken wurde dann unterirdisch angelegt, wovon heute Radler, Spaziergänger sowie Tiere und Pflanzen profitieren. Aktuell wird man allerdings im Naturschutzgebiet heftig mit den Sturmfolgen konfrontiert und einige Seitenwege sind auch noch zu Recht gesperrt – die Gefahren durch versteckt abgeknickte Äste, die jederzeit herunter fallen können, ist enorm! Aber in ein paar Jahren wird sich das Gebiet erholt, ja wenn nicht sogar noch naturnäher entwickelt haben, wie andere Gebiete, die man nach Sturmkalamitäten sich selbst überlassen hat, zeigen.

Wir radeln weiter dem Hexbach entlang, der übrigens unten im Tal in Unterfrintrop zum Läppkes Mühlenbach – teilweise bereits renaturiert – wird und sich dann Richtung Emscher bewegt. Ziel unserer Tour kann dann einer der beiden Biergärten am Rand von Bedingrade (der hierder andere ist leider z.Zt. geschlossen), das weiter unten gelegene gediegenere Speiselokal  oder aber auch das Feld zum Erdbeeren- oder Blumen-Selbst-Pflücken am Stadtrand zu Oberhausen sein.

Linienführung der Naturlinie105

Wer nur einen kleinen Ausflug machen wollte, hat nun sein Ziel erreicht, muss aber leider dann wieder den Berg rauf. Es gibt aber Hoffnung! (der Frintroper Berg ist wirklich eklig!) In Unterfrintrop Haltestelle Unterstraße nimmt nämlich die Straßenbahn 105, die neuerdings unter dem netten, aber auch irgendwie passenden Titel “Naturlinie105” firmiert,  den müden Radler samt seines Fahrzeuges – Besitzer von Ticket2000 oder Bärenticket kostenlos! – mit zurück in die Innenstadt…oder irgendwann auch mal in die andere Richtung zum Centro.

Wer weiter möchte, kann nun in Richtung Oberhausen Bahnhof und dann vielleicht über die HOAG-Bahntrasse an den Rhein nach Orsoy radeln oder sich etwas mehr nördlich halten und entlang des Läppkes Mühlenbachs Richtung Rhein-Herne-Kanal wenden. Dort hat man dann beste Möglichkeiten, über eine der anderen Essener Fahrrad-Routen zurück zu seinem Ausgangspunkt zu gelangen.

Die Tal-Route hat also trotz ihrer Kürze viele kleine Reize und macht vielleicht für den/die ein oder anderen Lust auf mehr.

Einen Wehmutstropfen gibt es allerdings zur Zeit doch noch – und das direkt am Anfang: Die Überwindung oder besser Unterfahrung der Bahnstrecke an der Heißener Straße/Schönebeckweg, um Anschluss z.B. an den GRUGA-Bahnradweg nach oder von Rüttenscheid oder weiter nach/von Steele zu erhalten. Nur unter Lebensgefahr lassen sich als Radler oder Fußgänger oftmals die beiden Tunnel queren. Vollbremsung und beherzte Sprünge an die Wand oder in die Hecken der Kleingartenanlage sind bei der Fahrweise mancher motorisierter Zeitgenossen durchaus an der Tagesordnung. Die Stadt kennt die Probleme, hat sie doch liebevoll eine – allerdings wenig beachtete – warnende Fahrbahnmarkierung aufgebracht.

Für Radler ist eine gefahrenfreie Lösung in Sicht durch den neuen Tunnel der Rheinischen Bahn, durch den man dann bequem und sicher die andere Seite erreichen können wird. Die Fußgänger, die z.B. von Schönebeck aus die Linie 109 in Breilsort oder den Bus zum RRZ erreichen wollen, müssen weiter um ihr Leben fürchten. Eine Ampellösung wie auf Mülheimer Seite bei ähnlicher Situation (Inselstraße) wäre nicht schlecht Aber hat die wochenlange Sperrung wegen Ela nicht allen gezeigt, dass sich auch ohne die Durchfahrtmöglichkeit mit dem Auto ganz gut leben lässt?

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