Fahrradklima: Freundlich oder unfreundlich?

Da haben Fahrradklimatest und auf dem RUTE-Neujahrsempfang Jörg Brinkmann vom lokalen ADFC ja richtig was losgetreten… Bau- Umweltdezernentin Raskob scheint pikiert, selbst Internetseite und Newsletter der Stadt Essen, die – vorsichtig formuliert – sehr defensiv mit Umweltthemen umgehen, werden bemüht. Aber auch die Beigeordnete muss die Notengebung zur Kenntnis nehmen und wird sie hoffentlich als Schwung für besseren Alltagsradverkehr verstehen…

Der ADFC Bundesverband sieht Essen durchaus als Aufsteiger, Platz 22 statt 23 scheint dies vordergründig zu bestätigen, die „Steigerung“ auf die Note 3,97 (statt 4,10 beim letzten Mal 2005)  hauchdünn auch. Und zugegeben: Es ist ja auch eine Zeit lang einiges  passiert in Essen – Geöffnete Einbahnstraßen, Beschilderung, Marler Griffe, Abstell-Anlagen, Mieträder, Stadtradeln, Fahrradmesse – das hört sich erst mal gut an. Vor allem die zum Teil neuen Bahntrassen zum Berliner Platz und von Schönebeck nach Steele heben die Stimmung der Menschen auf 2 Rädern. Und auch der lokale ADFC sieht das Ganze viel differenzierter als es die Presse wieder gegeben hat, wie man dem Presse-Info vom 3.2.13 zum Thema entnehmen kann…

Von angenehmem Radeln – vor allem im Alltagsverkehr und in der Innenstadt kann aber nun weiß Gott in einer Gesamtschau keine Rede sein… Zu viele Radwege enden weiterhin im Nirvana, dem Autoverkehr Einhalt zu gebieten und vom knappen Straßenraum mal was an die 2 Räder abzutreten – Fehlanzeige! Auch ist niemandem zu empfehlen, mit Kindern in der Innenstadt aufs Rad zu steigen, selbst ein Neubau wie der Berliner Kreisel, der keiner ist, verzichtet auf Radverkehrsanlagen, obwohl doch die viel gerühmte Rheinische Bahntrasse unmittelbar tangiert wird und man sich fragt, wie man mit dem Rad zügig mal eben rüber zum Einkaufszentrum kommen soll – vom Schneeräumausreißer mit Note 5,11 wollen wir ja gar nicht dauerhaft reden.

Dezernentin Raskob lobt in der Presse und auch sonst zu Recht die neuen Routen: Wasser, Natur und Kultur-Route (siehe http://www.derwesten.de/staedte/essen/stadt-essen-sieht-sich-fahrradfreundlich-id7572328.html). Die helfen aber im Alltagsverkehr nur wenig, und ihre Hymnen erinnern stark an längst der Vergangenheit zugerechneten Aussagen einiger Kommunalpolitiker,  die das Fahrrad immer nur als Freizeitvehikel sahen und sehen und ansonsten der Autostadt huldigen.

Der Aufwind im Radverkehr ist also bestenfalls ein laues Lüftchen – freundlich gesprochen. Der raue Alltag der Radlerin und des Radlers in Essen bleibt eher von unfreundlichem Gegenwind geprägt – und da kann man Stagnation ja sogar als einen gewissen Fortschritt verstehen …

Wer’s nicht glaubt, frage einfach mal neu nach Essen gezogene Menschen, die gern in der Stadt mit dem Rad fahren (würden!) …

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