Blässralle – eher unter dem Namen Blässhuhn bekannt – und Teichralle sind Vögel, die man vielleicht schon mal gesehen hat. Insbesondere die Rallen mit dem weißen Fleck auf der Stirn und den weißen Lappen an den Zehen sind in unseren Stillgewässern häufig anzutreffen. Auch die grünbeinigen Teichrallen mit dem roten Schnabel sind nicht selten. Anders sieht es mit der Wasserralle aus, die in der ROTEN LISTE NRW als gefährdet (Stufe 3) geführt wird.
Und diese Wasserralle hat nun eine verschilfte Fläche an der Essener Stadtgrenze zu Mülheim in Beschlag genommen, die seit Jahrzehnten sich selbst überlassen wurde, groß genug und unzugänglich ist und so einen optimalen Lebensraum für den scheuen, nachtaktiven Vogel darstellt. Dumm nur, dass genau hier die Emschergenossenschaft nun im Rahmen der WRRL-konformen Renaturierungsmaßnahmen des Borbecker Mühlenbachs ein Regenrückhaltebecken erstellen möchte. Der Vogel bremst damit – wie seinerzeit ein Feldhamstervorkommen im Raum Aachen – die Baumaßnahmen aus… beklagenswert?
Gesehen hat den Vogel wie auch seinerzeit den Feldhamster kaum jemand. Die Tiere verstecken sich tagsüber und kommen frühestens in der Dämmerung aus der Deckung. So manche, selbst aus städtischen Fachkreisen machen sich schon darüber lustig. Was völlig unsinnig ist! Selbst tagaktive Singvögel werden zum großen Teil durch ihren Gesang identifiziert und gezählt. So ist es beispielsweise gar nicht so einfach, einen Zilp-Zalp im Laubgehölz zu Gesicht zu bekommen – zu hören ist er aber leicht!
Aber zurück zur Wasserralle. Erfreulicherweise hatte die Emschergenossenschaft ein Einsehen (wozu sie auch gesetzlich verpflichtet ist!) und setzte die Baumaßnahmen erst mal aus. Eine Umzugsfirma wurde bestellt – wenn’s nur mal so einfach ginge -besser: ein neues Biotop wurde in der Nähe angelegt in der Hoffnung, die Wasserralle würde mit Blick auf die auch für sie möglicherweise erfreuliche Umgestaltung des Emschereinzuggebietes das Verständnis aufbringen und umziehen – Fehlanzeige! Warum auch, wenn man es doch in Frohnhausen so schön hat…
Mit dem Baubeginn wird es also erst mal nichts.
Wasserralle wie Feldhamster zeigen, dass die Natur nun mal nicht so ohne weiteres manipulierbar ist. Unser anthropozentrisches Weltbild – auch wenn die Motivation naturfördernd ist – deckt eben nicht alles in Fauna und Flora ab. Grundsätzlich sind daher Einschnitte in die Landschaft stets kritisch zu sehen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wasserralle sich durchsetzt und weiterhin ein Brutvogel unserer Region bleibt – ob mit oder ohne Umzug
Wer mal den Vogel rufen hören möchte – hier bei avisoft gibt es ein Hörbeispiel …