Tag des Baumes – Waldsterben 2.0 – nein danke!

“Die Zahlen sind alarmierend.” So war in den 70er/80er-Jahren immer wieder in Sachen Waldzustand zu hören. Im Französischen entstand eine neue Vokabel: Le Waldsterben. War damals alles Gerede von Ökos, die mal wieder nur Panik machten? Die Wälder gibt es doch immer noch! Aber der Reihe nach…

Vorab erst mal: Am Samstag 25. April ist Tag des Baumes und auch in Essen wird es trotz Corona dazu Aktivitäten geben – unter Berücksichtigung aller Sicherheitsbedingungen, die aktuell anstehen… (gute Übersicht auch bei RadioEssen)

Ergänzung: Hier auf der Seite der P4F kann man Vorlagen downloaden für Infos, die an die Wäscheleine kommen können – eigene natürlich auch erwünscht!Erstens: Wenn damals nicht der Aufschrei von kritischen Geistern durch die Gesellschaften gegangen wäre und daraufhin der Schadstoffausstoß vor allem von Kraftwerken (Filter!), aber auch von Fahrzeugen und Treibstoffen (Schwefel, Blei,…!) verringert worden wäre – ob ausreichend, sei dahin gestellt – , sähe es heute in und mit unseren Wäldern noch weitaus schlimmer aus als jetzt!

Zweitens: Es besteht auch oder gerade heute nach 40 Jahren überhaupt kein Grund zur Beruhigung bzw. Abwiegelung! Gerade alte Bäume, die eigentlichen Sauerstoffspender, Luftreinhalter und Klimaregulatoren, sind mehr und mehr erkrankt und geschwächt – selbst an früher geeigneten Standorten.

“Der Waldzustand in Nordrhein-Westfalen hat sich weiter verschlechtert. Nur noch etwa jeder fünfte Baum weist keine Schäden auf. Zu diesem Ergebnis kommt der Waldzustandsbericht 2019.” (Klick führt auf die Seite des zuständigen Umweltministeriums…)

“Die Zahlen sind alarmierend.” Kommt uns doch bekannt vor (siehe oben)… Dieses Mal aber aus dem Munde von NRW-Umweltministerin Heinen-Esser im November 2019 bei der Vorstellung des aktuellen Berichtes. Also die gleiche Aussage, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen.

Kein Wunder! Standortfremde Nadelholzbestände sind durch die Trockenheit der letzten Jahre als Folge des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels mehr oder weniger widerstandslos geworden und somit den ebenfalls durch steigende Temperaturen begünstigten Borken-Käferpopulationen ohne irgendwelchen Eigenschutz hilflos ausgeliefert. Hier rächt sich eine verfehlte Wald- und Holzpolitik der letzten Jahrzehnte oftmals immer noch mit Monokulturen und standortfremden Gehölzen in plantagenähnlichen, auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Forsten!

In Essen läuft die Diskussion um den Wald in der Stadt kontrovers: Das geht von “Viel zu viel Entnahme, vor allem alter Bäume und viel zu wenig naturnahe, völlig sich selbst überlassene Wälder!” und dem (wohl eher unberechtigten) Vorwurf “Wald wird für Bioheizkraftwerk abgeholzt!” über kritisch-sachliche Ansichten wie etwa in dem Interview von Dr. Cornelia Fitger vom BUND Essen; den Einschätzungen von Greenpeace sowie der Landesverbände von NABU und BUND, bis hin zu glatt gebügelten Bewertungen (Essens Wälder allein als Erholungsraum, Hundeauslauf oder Grün-Kulisse) oder noch schlimmer: Mountainbike-Parcour.
Auch einfach nur Bäume wild drauf los zu pflanzen macht wenig Sinn: Feldlerche, Kiebitz und Hase brauchen genauso naturnahe Kultur-Freiflächen wie so manche Pflanzenart!
Ist also nicht einfach, einen tragfähigen Kompromiss zwischen den verschiedenen Funktionen eines Waldes und den an ihn gestellten Erwartungen zu erzielen.
Essens Wald als wirtschaftlichen Holzlieferanten zu sehen, vor allem durch Fällung alter Bäume am Ende der Umtriebszeit, wäre sicher der völlig falsche Weg.

Erst 3% Regen der sonst üblichen durchschnittlichen Niederschlagsmenge sind in diesem April bisher (19.4.20) gefallen – viel zu wenig für Pflanzen und Wasservorräte! Auch unsere Stadtbäume haben es dementsprechend schwer. Sowohl Flächenversiegelungen, rücksichtloses Befahren von Baumscheiben mit folgender Bodenverdichtung (Wasserundurchlässigkeit! Beschädigung von Feinwurzeln!) und übermäßigem Anstieg von Temperaturen in dichter Bebauung ohne Dachbegrünung machen es unseren Sauerstoffspendern und Staubfilterern schwer, noch an ausreichend Wasser zu kommen. Da müssen schon mal die Feuerwehr oder Essen packt an helfen und in besondere Konstruktionen zur Bewässerung investiert werden.

Ähnlich geht es den Bäumen in städtischen Parks. Und schließlich gab es auch noch den Sturm ELA, dem auch Tausende von Bäumen zum Opfer fielen. Bis heute konnten nicht alle ersetzt werden.

Die aktuellen Corona-Zeiten stellen zwar durch geringere Schadstoffbelastung wegen weniger verbrennungsmotorisiertem Verkehr für die Bäume eine gewisse Entlastung dar. Insgesamt haben sie es aber so schwer wie lange nicht mehr – insbesondere wenn die Menschheit nicht lernt, nachhaltiger mit Ressourcen umzugehen. Dass Einschränkungen und ein anderes Mobilitätsverhalten möglich sind, zeigt, die aktuelle Krise – aus der wir natürlich alle so schnell wie möglich wieder raus wollen – aber vielleicht lässt sich ja was draus lernen..

Da kommt der Tag des Baumes am Samstag, 25. April gerade recht. Leider ohne große Veranstaltungen, aber trotzdem mit einem intelligenten Programm, zusammengestellt von Frank Münter (TT) und P4F :

  • Infobroschüre der P4F zum Bäumepflanzen lokal, regional, global:
    https://parentsforfuture.de/sites/default/files/inline-files/baum_pflanzen.pdf
    Baumpflanzprojekte – welche Initiativen kann ich wie unterstützen?
  • Aufruf Bäume zu gießen, die durch rote Bänder gekennzeichnet sind
  • Wäscheleinen-Aktion am Tag des Baumes an möglichst vielen Orten in Essen (gute Alternative zu Demo oder Infoständen, die derzeit nicht genehmigt sind)
    An der Wäscheleine hängen viele Infos rund um das Baumthema – Materialien werden von Frank und den P4F derzeit zusammengestellt, kann natürlich jederzeit mit eigenen Materialien ergänzt werden
    Frage: wer hat am Samstag. den 25.04. Zeit und Lust, Wäscheleine an geeigneter Stelle (Wochenmarkt, stark frequentierte Grünverbindung, -fläche usw.) aufzuhängen – Bitte rückmelden!

    WDR wird eine kleine Sendung drehen zur Aktion und zum Aufruf Bäume zu gießen

Also: Die Bäume haben’s nicht leicht – wir in Corona-Zeiten leider auch nicht … tun wir uns doch zusammen!

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