Radfahren in Essen – mit oder ohne Helm?

Fahrrad FußgängerErst mal eins zur Klarstellung: Hier ist niemand gegen das Tragen von Fahrradhelmen! Es gibt immer wieder Situationen, da kann man nur raten, beim Radeln einen Helm zu tragen!

Der BGH hat heute im Sinne der Radfahrerin entschieden: Es gibt in Deutschland keine Helmpflicht, in der Gesellschaft stellt das Tragen eines Fahrradhelm beim Alltagsradeln keinen Standard dar. Also erhält das unschuldige Unfallopfer auch die volle Entschädigung durch die Versicherung der verursachenden Autofahrerin.

Fahrradverbände sind strikt gegen eine Helmpflicht beim normalen, umsichtigen Radfahren, weil Alltagsradeln kein Risikosport ist, sondern gesunde und nachhaltige Bewegung. “Wir konnten uns bisher frei entscheiden, ob wir einen Helm tragen oder nicht und das können wir auch in Zukunft.” begrüßte ADFC-Pressesprecherin Stephanie Krone  die BGH-Entscheidung. “Ein guter Tag für die Radfahrer in Deutschland!” 

Münster ist bekanntlich ein Eldorado für Radler mit einem Prozentsatz von knapp 38% Anteil des Radverkehrs an der Verteilung der Verkehrsarten (siehe hier – zum Vergleich: Essen 5%). In der westfälischen Metropole kommt man sich blöd vor, wenn man mit Helm auf dem Kopf in die Stadt radelt. Kein Mensch fährt mit Helm, Fahrräder wohin mal blickt, Autos in der Innenstadt deutlich in der Minderheit. Die Zahl der Fahrradunfälle ist allerdings nicht gerade gering: 2009/2010 wurden in einer umfassenden Studie 2250 Unfälle mit Radler/innenbeteiligung registiert, drei davon mit Todesfolge. 
Es herrscht aber grundsätzlich in dieser Stadt ein echtes fahrradfreundliches Klima.

Ähnlich im nahezu helmfreien Holland, besonders in Amsterdam, wo man durch restriktive Parkverbote in der Innenstadt (jeder der dort schon mal einen Parkplatz für seine Karosse gesucht hat, kann dies bestätigen!)  die Autos mehr und mehr verdrängt und dem Fahrrad neuen Raum gegeben hat. Gleichzeitig ist nicht bekannt, dass die Stadt entvölkert und die Kaufmannschaft ausgewandert ist…

Und wie sieht es in Essen aus?
Im Jahr 2013 hat die Zahl verunglückter Radfahrenden mit 282 (bei  einer Gesamtzahl von 21.858 gemeldeter Unfälle) um 13 im Vergleich zu 2012 zugenommen, während in ganz NRW die Zahl um 4,6 Prozent zurückging. Von daher ist es sicher nicht unsinnig, wenn die Polizei empfiehlt, beim Radfahren in Essen einen Helm zu tragen. Ein Todesfall unter Radlerinnen oder Radlern ist nicht bekannt.

Vor allem Fußgänger leben in Essen gefährlich, berichtet die NRZ: 338 wurden in 2013  bei Unfällen verletzt. Tote gab es auch. Da ist allerdings von einer Empfehlung zum Helmtragen keine Rede – wäre ja auch absurd! 

Die Diskussion um die Sicherheit von mit eigener Kraft sich vorwärts bewegenden Verkehrsteilnehmern auf das Helmtragen zu reduzieren, ist aber ohnehin eine Scheindiskussion. Soll das Ziel der GreenCapital-Bewerbung von je 25% Anteil von Radlern und Fußgängern erreicht werden, muss das Klima für diese Verkehrsteilnehmer verbessert werden – und das wird wohl kaum durch kontrapoduktive Gesetzes-Forderungen nach dem Tragen von Helmen gehen, sondern erfordert mutige Schritte – auch bei Einschränkungen für den motorisierten Individualverkehr!

Ein paar Links zum Thema:

Spiegel: Warum eine Helmpflicht Radlern wenig hilft

Spiegel: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/helmpflicht-fuer-radfahrer-helm-frage-laesst-forscher-verzweifeln-a-905466.html

Blog: Fahrradunfälle, Statistik und Interpretationen

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