Nachdem zu besten KPII- und heißen EU-Umgebungslärm-Zeiten (2009/2010) so einiges an Lärmminderungsideen und -umsetzungen öffentlichkeitswirksam auch in und um Essen auf den Weg gebracht wurden, fragte man sich schon seit langem: Ohne Moos nix los? Will sagen: Tut die Stadt Essen auch von sich aus etwas in Sachen Lärmminderung – und zwar an den Quellen?
RUTE hat immer wieder mal nachgefragt. Da erfuhren wir z.B., dass Essen in Sachen Freizeitlärm keine Notwendigkeit sieht, die Zahl lauter Veranstaltungstage zu erhöhen – schön! Auch der Flüsterasphalt etwa auf der A40 und der Bismarckstraße und überhaupt bei Neuasphaltierungen bringt einiges. Ebenso ein richtiger Schritt: Auf besonders belasteten Straßen Tempobeschränkungen – aber was bringen die ohne konsequente Kontrolle?, Ausweisung “Ruhiger Gebiete” mit Bestandsschutz – na ja! Und wurde es grundsätzlich wirklich leiser in der Stadt?
Vor allem aber gewann man den Eindruck, dass der anfängliche Schwung raus war, nachdem das Bundesgeld ausblieb.
Nun hat das Umweltamt nicht immer alles in der Hand. Darum wollen wir mal nicht so sein und uns vielmehr freuen, dass die (lärmarme!) Fahrt offensichtlich wieder aufgenommen wird: Zur konstituierenden Sitzung eines neuen Lärmbeirates hat die Stadt zu einem Closed-Shop (Teilnahme nur auf Einladung möglich) eingeladen.
Der dort angekündigte Vortrag hört sich thematisch erst mal gut an:
„Viel Lärm um Nichts? – Auswirkungen von Umgebungslärm in der Stadt“
Univ.-Prof. Dr. Barbara Hoffmann, Umweltepidemiologie kardiovaskulärer Alterung und Allergien des IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung gGmbH
Wir haben aber auch ein paar Fragen:
- Inwieweit sind die seinerzeit von Bürgerinnen und Bürgern aufgeworfenen Fragen nicht nur zur Kenntnis genommen worden (vielen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Tat sich mit jeder Frage auseinander gesetzt und darauf reagiert haben!), sondern auch aktiv aufgegriffen oder gar umgesetzt worden? Gibt es eine Doku dazu?
- Ist daran gedacht, auch nachts oder zu anderen Ruhezeiten Geschwindigkeitskontrollen auf temporeduzierten Strecken durchzuführen?
- Gibt es für Essen konkrete Zahlen von “Lärmopfern”? War die Stadt bzw. das Umweltamt in die soeben veröffentlichte Studie, die Depressionen als eine mögliche Folge von Lärmexposition ausmacht, involviert? Welche Konsequenzen zieht die Stadt aus der Studie?
- Welche konkreten Maßnahmen stehen kurz- und mittelfristig an?
- Inwieweit spielt das NRW-Landesprogramm “NRW wird leiser” eine Rolle bei den Planungen? Ist vorgesehen, die zugehörige Ausstellung nach Essen zu holen und ggfs. ein (pädagogisches) Begleitprogramm auf die Beine zu stellen?
- Welche Partner (außerhalb der Lärmbeiratsmitglieder) stehen im Fokus der Planungen? (Krankenkassen, Ärzteschaft, Betriebsräte/Gewerkschaften,…)
- Wie steht die Stadt zu einem generellen Tempo-30-Konzept?
- Individualverkehr: Gedenkt die Stadt einen neuen Anlauf in Sachen Stellplätze für Carsharing zu machen? Welche Rolle würden dabei evtl. Elektro-Fahrzeuge spielen (sowohl 2 als 4-rädrig)?
- Fluglärm I: Wann wird der Luftlandeplatz E/MH still gelegt? Wie ist der Sachstand Klage Land NRW? Welche Schritte unternimmt die Stadt in Sachen störende Rundflüge von dort aus – vor allem an sonnigen Wochenenden, wo Bürgerinnen und Bürger Ruhe genießen wollen?
- Fluglärm II: Essens Parteien sind sich mehr oder weniger einig hinsichtlich der Ablehnung der Kapazitätserweiterung Flughafen Düsseldorf.
Welche Schritte sind über die bisherigen verbalen Aussagen hinaus mit Blick auf den Gesundheitsschutz der Menschen des gesamten Essener Südens geplant? Hier müssen auch einzelne Peak-Werte und nicht nur Leq’s stärker in Betracht gezogen werden! Auch ist passiver Lärmschutz (Schallschutzfenster) keine Lösung! - Transitautobahn A52: Mit Blick auf die Anforderungen eines tragfähigen Lärmschutzes ist eine finanzierbare Konstruktion der 6-spurigen Autobahn quer durch Wohngebiete und Erholungsräume nicht möglich.
Wann gibt die Stadt endlich dieses illusorische und lärmintensive Vorhaben auf?
Weitere Fragen und Impulse nimmt der RUTE über kontakt [at] umwelttisch [dot] de gern entgegen und bringt diese als Beiratsmitglied in die Diskussion ein.