600 Straßenbäume sollen im Sommer gefällt werden – BUND protestiert in Offenem Brief

Auf breite Empörung – nicht nur beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisgruppe Essen – treffen die Planungen von Grün&GRUGA, im Jahr der Grünen Hauptstadt 600 Straßenbäume – angeblich aus Versicherungsgründen – kurzfristig zu fällen. Erste Sägeaktionen sind schon erfolgt.

Der RUTE unterstützt daher vollends den offenen Brief an die Stadt Essen, der hier einzusehen ist.

Offensichtlich gehen aber die Fällungen weiter – trotz des Schreibens.

Schließlich stellen sich auch einige grundsätzliche Fragen in Sachen Umgang mit Bäumen in dieser Stadt:

In der Presseberichterstattung in NRZ und WAZ wird leider wenig differenziert und mehr oder weniger die Sichtweise die Verwaltung widergegeben, die weiteren Fällungen „Tür und Tot“ öffnet. Nicht angesprochen werden u.a.:

  • nach § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes größere Eingriffe in den Grünbestand in den Tabuzeiten nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sind. Sie bedürfen ansonsten einer gesonderten Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde (Befreiung vom artenschutzrechtlichen Verbot). Fällungen nach dem 01.03. sind nur in begründeten Einzelfällen möglich. Liegt wirklich für jeden einzelnen Baum eine Begründung und damit eine Befreiung vom Fällverbot vor?
    Auch ein Vitalitätsverlust ist keine fachliche Begründung für eine Fällung. Schließlich muss man – auch mit Blick auf die aktuelle Luftbelastungssituation in Essen (Dieseldebatte) – davon ausgehen, dass in gewisser Hinsicht jeder (!) Straßenbaum unter einem Vitalitätsverlust leidet. Sehr vielen Straßenbäumen steht nur ein eingeschränkter Vegetationsraum zur Verfügung, der überdies oftmals noch durch Überfahrungen und Ablagerung von Müll, Bauschutt usw. verdichtet wird. Streusalz im Winter und Urin durch Menschen und Tiere tragen das Weitere zur Schädigung bei. Vitalitätsverlust kann also kein Fällgrund sein!
  • In dem Bericht wird an einem einzigen Baum eine Untersuchung vorgeführt. Welchen Untersuchungen wurden die anderen Bäume unterzogen? Die Öffentlichkeit hat ein Interesse an der Veröffentlichung der anderen Untersuchungsergebnisse.
  • Was unternimmt der amtliche Naturschutz zum Schutz unserer Stadtbäume?
  • Es wird dem Leser suggeriert, Zitat: „Dass für jeden gefällten Straßenbau Ersatz gepflanzt wird, mag ein Trost sein.“ Diese Aussage ist durch die Angaben in den Listen aus den BVs (Beispiel Faellliste_Buergerschaft_BV_II-1) widerlegt, da nicht einmal 10% der gefällten Bäume nachgepflanzt werden.
  • Von den 20.000 durch ELA geworfenen Bäumen sind bisher ca. 2.000 nachgepflanzt worden. Wie umfangreich ist eigentlich die Liste der „verschwundenen“ Bäume im Stadtgebiet? In jeder Wintersaison wird gefällt, jetzt sollen im Sommer 600 verschwinden.
    Wann veröffentlicht Essen im Sinne von Transparenz für Bürgerinnen und Bürger endlich ein Baumkataster, so wie es andere Städte (Beispiele  Braunschweig,  Recklinghausen) ganz selbstverständlich tun?

Und hier noch ein paar allgemeine Infos zur “Leistung” von älteren Bäumen für Stadtbewohner:

Eine 25 Jahre alte Rotbuche (Quelle scinexx Klimaanlage Straßenbaum) leistet beispielsweise folgendes:

  • Bei einem Kronendurchmesser von 14 Metern beschattet sie eine Bodenfläche von bis zu 150 Quadratmetern.
  • Ihre Blattfläche von 1600 Quadratmetern produziert im Sommer innerhalb einer einzigen Stunde 1,75 Kilogramm Sauerstoff. Das sind während der Vegetationsperiode von Mai bis September genug Sauerstoff, um Atemluft für zehn Menschen zu schaffen.
  • Für den Aufbau einer Tonne Holz sind 1.851 kg CO2 erforderlich, die der Stadtatmosphäre entzogen werden. (Quelle SDW – Waldwissen)
  • Bis zu einer Tonne Staub holt ein Baum mit einer Blattfläche von rund 1600 Quadratmetern jedes Jahr aus der Luft. Am Baum geht diese immense Leistung allerdings oft nicht ganz spurlos vorüber: Gerade die kleinsten Staubteilchen, die mit rund einem hundertausendstel Millimeter Größe so winzig sind, daß sie in die Spaltöffnungen der Blätter eindringen können, richten dort Schäden an Geweben und Zellen an.
  • An einem sonnigen Tag verdunstet ein einzelner Straßenbaum bis zu 400 Liter Wasser. Dadurch erhöht er die Luftfeuchtigkeit im Schattenbereich seiner Krone um rund 10 Prozent.
  • Weil das Wasser beim Verdunsten Wärme verbraucht, kühlt der Baum gleichzeitig seine Umgebung um bis zu drei Grad ab.
  • • Der gesamte CO2-Ausstoß Deutschlands beträgt 906 Mio. t pro Jahr. Durch das Baumwachstum werden in Deutschland 52 Mio. t CO2-Äquivalent im Jahr neutralisiert. [Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut]

 

 

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Aktuelles, GreenCapitalEssen2017, Naturschutz, Stadtentwicklung, Wald und Bäume veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.